Jahrzehntelang war man der Ansicht, dass ein hoher IQ Garant für ein erfolgreiches Leben ist. Wer intelligent ist, hat Erfolg, so die Gleichung. Beispiele dafür gibt es genug – aber leider auch für das Gegenteil. Lewis Terman, der Erfinder des IQ-Tests war zunehmend verstört, weil er erkennen musste, dass eine hohe Zahl der Schüler mit dem höchsten IQ später niedrigen Tätigkeiten nachgingen oder sogar als Versager oder Kriminelle abgestempelt wurden.
Inzwischen weiß man mehr, und das hat mit Süßigkeiten zu tun: den Marshmellows. Der Stanforder Psychologe Walter Mischel hat den Marshmellow-Test entwickelt, in dem es darum geht, dass Schüler im Alter von 4 bis 6 Jahren sich entscheiden müssen: Ein Marshmellow sofort oder zwei in zwanzig Minuten. Bei Untersuchungen Jahre später stellte sich dann heraus, dass die Schüler, die warten konnten, durchgängig erfolgreicher waren als die anderen. Das war kein Zufall, sondern ist durch zahlreiche ähnliche Tests bestätigt und inzwischen auch mit Hirnscans biologisch untermauert.
Sich beherrschen und warten können, ist somit für den eigenen Erfolg deutlich wichtiger als der IQ. Aber das ist nicht alles – und jetzt komme ich zum Thema „Science Fiction“: Um warten zu wollen, ist eine Fähigkeit sehr wichtig: Die Zukunft zu simulieren!
Simulationen der Zukunft sind ein entscheidender Baustein für Erfolg. Das hört sich hochgestochen an, ist aber das, was unser Gehirn andauernd tut. Bei jeder Entscheidung spielen wir mögliche Zukunftsszenarien durch. Beim Marshmellow-Test stellen sich Kinder vor, wie toll es ist, statt einem zwei Marshmellows zu haben. Wenn Sie ein Date haben, stellen Sie sich vor, wie ihr Kleid oder Ihre Frisur auf den anderen wirkt. Wenn Sie in ein Meeting mit ihrem Chef gehen, stellen Sie sich vor, was er fragen wird. Sie spielen verschiedene Antworten durch und wählen dann (hoffentlich) die beste. Und so weiter. Fast alle Entscheidungen, die wir treffen, große oder kleine, basieren auf unseren Vorstellungen, was sie für Folgen nach sich ziehen könnten. Das sind Simulationen und nichts anderes. Wer das gut kann, wird gute Entscheidungen treffen und auf Dauer mehr Erfolg bei anderen Menschen und im Beruf haben.
Der Marshmellow-Test gibt einen frühen Hinweis, ob man gut im Simulieren von Zukunft ist. Aber man kann sich natürlich auch verbessern. Durch Übung, wie meistens. Zum Beispiel, in dem man seine Phantasie trainiert, sich zukünftige Entwicklungen vorzustellen. Da haben alle, die Science Fiction lieben, einen natürlichen Vorteil: Sie trainieren quasi beim Entspannen ihre Fähigkeiten zum Erfolg. Das ist doch phantastisch. – Ach, ich liebe Science Fiction.
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Mitmenschen mit einem hohen/höheren IQ als man selbst haben meiner Ansicht und Erfahrung nach oft Probleme, weil die soziale Komponente geringer ausgebildet ist. So können sie weder mit Lob noch mit Tadel logisch umgehen. Ein Lob führt zur Ansicht, dass man es noch besser hätte machen können/müssen, denn wäre das Ergebnis schon optimal, gäbe es nicht nur das Lob sondern eine Gratifikation. Und ein Tadel „kann nicht sein“, denn schließlich funktioniert die Idee (das Produkt) ja – nur verstehen es die anderen nicht.
Der Marshmellow Test wird/wurde in der Werbung mit den Ü-Eiern nett dargestellt. Die Zukunft zu simulieren, da werden darin Ungeübte in der Regel die Nachteile in den Vordergrund stellen: ich werde einen Korb kriegen, der Chef wird mich tadeln, es gibt gar keine 2 Ü-Eier/Marshmellows.
Und neben dem Gehirn und der Simulation bedarf es manchmal auch nur eines guten Bauchgefühls. Die GEO hat dies in einem vor vielen Jahren erschienenen Heft (11/2000) sehr gut dargestellt.
Sich beherrschen und warten können? Das ist etwas, wofür man lange „trainieren“ muss. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man, um (s)eine Idee schnell(er) durchsetzen zu können es oft reicht, sie zur Idee eines anderen zu machen. Zwar bekommt man selbst dann nicht die Anerkennung, aber zumindest kann man sich auf die eigenen Schultern klopfen, wenn es funktioniert. Und wenn es nicht klappt, nun ja, Glück gehabt, war ja die Idee eines anderen.