LUCA ist Ihr Urururgroßvater. Na gut, sie müssen noch einige „ur“ hinzufügen, und ob es ein Großvater oder eine Großmutter war, darüber kann man streiten. Auf jeden Fall sind Sie ein Nachkomme von LUCA.
Wer ist LUCA? „LUCA“ heißt mit vollem Namen: last universal common ancestor. Auf Deutsch: Letzter gemeinsamer Vorfahre, und zwar allen Lebens. Mit LUCA fing das Leben an – und darüber etwas zu wissen, ist hochinteressant. Prof. Martin hat mit seinen Kollegen am Institut für Molekulare Evolution der Universität Düsseldorf Millionen Gene von primitiven Einzellern untersucht, um bis zu den Anfängen vorzustoßen. Dabei konnten sie wesentliche Eigenschaften von LUCA und im Prinzip sogar seine Adresse herausfinden. Die Vermutungen über den Anfang des Lebens, die schon länger diskutiert wurden, sind mit den Untersuchungen in Düsseldorf jetzt erhärtet.
LUCA benötigte weder Sauerstoff noch Sonnenlicht. Das finde ich sehr bemerkenswert, und es hat enorme Konsequenzen. Was benötigt LUCA dann? Auf einen kurzen Nenner gebracht: heißes, mineralreiches Wasser, Kohlendioxid und Stickstoff. So hat das Leben begonnen. Die Sache mit dem Sauerstoff und Sonnenlicht kam später dazu.
Wenn das alles ist, steigen die Aussichten, in Zukunft Leben zu finden, rasant, denn diese Zutaten gibt es Zuhauf. Die habitablen Zonen (also die Bereiche eines Sonnensystems, in denen es flüssiges Wasser an der Oberfläche gibt), auf die man Leben eingegrenzt hat, sind damit veraltet. Sie definieren nur noch den Raum, in dem es oberflächenbasiertes Leben geben kann, mehr aber auch nicht. Ansonsten ist Leben an vielen Stellen möglich, also auch auf fernen Planeten und Monden, die Nähe zur Sonne oder die Außentemperatur sind zweitrangig.
Die Wahrscheinlichkeit, zukünftig auch in unserem Sonnensystem Leben zu finden, ist damit ziemlich hoch. Wie weit es sich entwickelt hat, kann natürlich niemand sagen. LUCA hat es jedenfalls weit gebracht, wenn man seine Urururenkel ansieht. Aber auch da, wo es kein schönes, warmes Sonnenlicht gibt, muss es nicht trist sein. Wenn man sich die Schwarzen Raucher in der Tiefsee ansieht (die wahrscheinliche Adresse von LUCA), stellt man fest, dass LUCAs Enkel auch da unten in der Dunkelheit blühendes Leben hervorgebracht haben. Vielleicht gibt es ja irgendwo da draußen in unserem Sonnensystem mehr solcher Flecken, an denen das Leben blüht und „die Post abgeht“. Nach den neuesten Erkenntnissen stehen die Chancen dafür ziemlich gut, jetzt braucht es nur noch etwas mehr Ehrgeiz der Menschen, diese Flecken auch zu finden.
Wer mehr darüber lesen will, findet hier die aktuelle Pressemeldung der Universität Düsseldorf dazu.
Bildnachweis: Dr_Kateryna, Fotolia
(Von LUCA gibt es leider keine Fotos, deshalb eine Darstellung eines seiner Nachkommen, eines Lysteria Bakteriums)