Wie geht es weiter? (13. März 2016)

Weil die Sache wirklich so bedeutend ist, noch ein Beitrag zu AlphaGo und Künstlicher Intelligenz (KI).

Wie wird es weitergehen? In der nächsten Zeit wird es ruhiger werden, denn die Entwickler und Entscheider müssen sich sortieren. Neue Planungen brauchen Zeit. Aber jetzt, wo man weiß, dass KI so durchgreifend funktioniert, werden sich viele darauf stürzen. Institute und Forschungseinrichtungen werden eigene KI entwickeln. Wir werden erleben, dass Wettervorhersagen besser werden und genauso die Klimamodelle. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird KI helfen, Lösungen für die Klimakatastrophe zu finden.Vielleicht sogar Lösungen, auf die Menschen gar nicht gekommen wären (wie beim komplexen Go-Spiel). Ob die Menschen solche Lösungen dann annehmen, ist wieder eine andere Sache.

Eine Menge Unternehmen werden KI einsetzen, woraus neue Produkte entstehen (bessere Medikamente, umweltfreundlichere Herstellungsprozesse, …)

Bis hierher ist das richtig gut. Aber wie bei allen Erfindungen, die es auf der Welt gibt, hat auch KI ihre Schattenseiten: Das Militär wird sich auf KI stürzen, um effektivere Strategien zu entwickeln. Dummerweise hat das Militär mehr Geld als die Forschungsinstitute. Vor allem das Militär in den USA, das sowieso schon Milliarden von Dollars in Forschung steckt, aber auch in China.

Das ist dann die Kehrseite der Medaille, die sich aber nicht mehr aufhalten lässt. Wir werden lernen müssen, mit beiden Seiten zu leben.

Heute beginnt eine neue Zeit! (12. März 2016)

Ja, ich meine diesen Satz ernst. Nein, es liegt nicht daran, dass ich jetzt mit einem Blog beginne. Den liest momentan außer mir sowieso noch niemand.

Warum beginnt eine neue Zeit? Weil AlphaGo Lee Sedol im Go besiegt hat.

Sie denken, ich spinne? Oder hebe ab? Dann lesen Sie mal weiter:

Go ist ein asiatisches Brettspiel. Auf den ersten Blick sind die Regeln trivial, aber im Endeffekt ist die Komplexität größer als beim Schach. Deshalb hatten Computer die Menschen beim Schach schon besiegt, beim Go aber noch nicht. Bisher.

Lee Sedol zählt als weltbester Go-Spieler, der sich auf einem Niveau befindet, das fast niemand erreichen kann.

AlphaGo ist eine Software von Google.

Das sind die Fakten. Was ist passiert und warum ist das so bedeutend? Fast niemand hat damit gerechnet, dass in unserer aktuellen Zeit ein Computer Go wirklich sehr gut beherrschen kann, denn Go bietet mehr Möglichkeiten, die Spielsteine zu platzieren, als es Atome im Universum gibt. Beim Schach hat man den Computer von IBM (er hieß “Deep Blue”) mit massenhaften Spielzügen von Schachpartien gefüttert, beim Go geht das in dieser Art nicht. AlphaGo hat eine Grundausstattung an Spielen vorgesetzt bekommen, mit denen die Software es auf Amateurniveau gebracht hat. Danach hat sie selbst weitergelernt – bis sie nach nur einem halben Jahr den Weltmeister besiegt hat. Dabei hat sie Spielzüge gemacht, die Experten als Fehler betrachtet haben. Anfangs. Jetzt sagen die Experten: “Solche Züge wären einem Menschen nie in den Sinn gekommen. Sie sind genial!”

Jetzt sind wir beim Besonderen: Eine Software lernt selbstständig, sie kommt weiter, als Menschen es ihr beibringen können, sie kommt auf Lösungen, die so genial sind, dass kein Mensch auf diese Idee gekommen wäre. Das ist in dieser Woche passiert. Im März 2016.

Go ist nur eine Spielerei. Und dass eine Software dafür sorgt, dass man Go jetzt anders spielen muss, als es die Meister seit Tausenden von Jahren tun, scheint nicht weiter tragisch. Aber es wird nicht beim Go bleiben. Und auch nicht bei Spielen. Ab dieser Woche wird es ständig mehr Bereiche geben, in denen eine Software, die selbstständig lernen kann, die Menschen überflügelt. Ob dabei Ergebnisse herauskommen, über die man sagt: “genial” oder “teuflisch”, steht auf einem anderen Blatt. Auf jeden Fall wird die Welt nicht mehr so sein, wie sie es einmal war. Diese Zukunft beginnt – jetzt!

Mehr darüber gibt es z. B. hier.